

29. Juni 2020 |
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Durch die fortschreitende Corona-Epidemie hat sich auch die Erwerbssituation in Deutschland für viele Beschäftigte schlagartig geändert. Von jetzt auf gleich arbeiten Millionen Erwerbstätige plötzlich von zuhause aus, »Homeoffice« lautet das Schlagwort der Stunde. Wie wirkt sich diese für die Betroffenen teils ungewohnte Arbeitssituation auf die Arbeitsleistung und die psychische Verfassung aus? Was können Führungskräfte und Arbeitgeber tun, um eine produktive und gesunde Arbeitsatmosphäre im Homeoffice zu fördern? Zu diesen Fragen haben die Konstanzer Organisationsforscher Prof. Dr. Florian Kunze, Professor für Organisational Studies am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft sowie Principal Investigator am Exzellenzcluster »The Politics of Inequality« der Universität Konstanz, und Sophia Zimmermann (Doktorandin an der Professur für Organisational Studies mit den Forschungsschwerpunkten Entwicklung von Mitarbeiterkompetenzen für den digitalen Wandel und der effektiven Gestaltung von Telearbeit) eine empirische Längsschnittstudie gestartet. Am 30. März 2020 führten sie dazu eine Onlinebefragung mit einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Erwerbsbevölkerung durch. Rund 700 Beschäftigte, die zurzeit im Homeoffice arbeiten, beantworteten dazu einen detaillierten Fragebogen mit 83 Fragen. Um die Entwicklung ihrer Arbeitssituation besser einschätzen zu können, beantworten die Befragten in den kommenden zwei Wochen weiterhin täglich ausgewählte Fragen. Die Ergebnisse der Eingangsbefragung sind nun ausgewertet. Arbeitssituation im Homeoffice Florian Kunze und Sophia Zimmermann fragten auch nach der so wichtigen Kommunikation mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten. Der überwältigenden Mehrheit reichen hier relativ konventionelle Mittel wie E-Mail (90 Prozent) und Telefon (71 Prozent) aus. Nur die Hälfte der Befragten gab an, regelmäßig Chats zu nutzen, und Videoanwendungen verwendet nur ein gutes Viertel (28 Prozent). Produktivität im Homeoffice Zwischen Engagement und emotionaler Erschöpfung Um zu verhindern, dass bei ihren Mitarbeitenden im Homeoffice emotionale Erschöpfungserscheinungen auftreten, sollten Führungskräfte sich vor allem individuell um sie kümmern. Konflikte zwischen Arbeits- und Familienleben gilt es dabei zu vermeiden. »Etwas überraschend kam für uns auch der Befund, dass möglichst nicht zu viel Kommunikation über Videokanäle stattfinden sollte«, sagt Florian Kunze, und ergänzt: »Das sind jetzt allerdings erst einmal Ergebnisse, die nur auf einer Querschnittsanalyse basieren – es ist also eine Momentaufnahme.« Im weiteren Studienverlauf sind weitere acht Messzeitpunkte vorgesehen. Auf diese Weise möchten die Forschenden konkrete Praxisempfehlungen für Mitarbeitende, Unternehmen und Führungskräfte gewinnen, wie produktives und gesundes Arbeiten im Homeoffice gestaltet werden kann – in Zeiten der Corona-Pandemie, aber auch darüber hinaus.
Hinweis: Die wichtigsten Ergebnisse haben die Forschenden in einem Merkblatt/Fact Sheet zusammengefasst. Es kann unter http://uni.kn/broschueren/pdf/factsheet-homeoffice.pdf heruntergeladen werden. (Quelle: Universität Konstanz) |