Interviewreihe »Beruf MediatorIn – der Weg in die Selbstständigkeit«
Interview mit Sabine Zurmühl
Mediation ist dabei, sich auch in Deutschland als Methode der Konfliktbearbeitung sowohl im Wirtschafts- als auch im Privatleben zu etablieren. In vielen Bereichen besteht ein großer Bedarf. Das macht den Weg in die Selbstständigkeit attraktiv, auch wenn die Nachfrage noch gering ist. Die Zahl der Mediatorinnen und Mediatoren in Deutschland steigt beständig. Viele von ihnen spezialisieren sich auf bestimmte Konfliktfelder oder Mediationsstile.
In unserer Reihe »Beruf Mediator – der Weg in die Selbstständigkeit« interviewen wir Mediatorinnen und Mediatoren, die den Weg in die Selbstständigkeit gewagt haben.
Mediation aktuell: Was hat Sie zu Ihrer Mediationsausbildung bewogen?
Zurmühl: Die Faszination der mediatorischen Idee, Konflikte als konstruktive Gegensätze zu sehen und so regelbar zu machen. Dies auf dem persönlichen biographischen Hintergrund, dass es in unserer Familie keine Sprache und Regeln für Konflikte gab; vielleicht auf dem Hintergrund von Nazi-Zeit und Kriegserfahrungen.
Mediation aktuell: Wann und wo haben Sie Ihre Mediationsausbildung absolviert?
Zurmühl: 1996 – 1998 beim Berliner Institut für Mediation, anerkannt von der Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation (BAFM) mit Abschluss durch den Titel »Mediatorin (BAFM)« nach 200 Ausbildungsstunden sowie schriftlicher Dokumentation von vier selbst mediierten Fällen.
Mediation aktuell: Haben Sie sich auf ein Thema spezialisiert?
Zurmühl: Trennung und Scheidung, Erb- und Generationen-Konflikte, Teamkonflikte.
Mediation aktuell: Hatten Sie von Anfang an eine Selbstständigkeit als Mediator/in geplant?
Zurmühl: Ja, obwohl ich in den ersten Jahren in einer Beratungsstelle tätig sein konnte, war ich bereits von Beginn an parallel in eigener Praxis selbständig, weil da das thematische Spektrum größer sein kann und ebenso die Klientel nach Herkunft und Mediationsthematik breiter aufgestellt sein kann.
Mediation aktuell: Was glauben Sie, haben Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit richtig gut gemacht? Gibt es etwas, was Sie nicht noch einmal machen würden?
Zurmühl: Ich habe zunächst mehrheitlich in Co-Mediation gearbeitet, um so die ersten Erfahrungen gemeinsam mit einem Kollegen direkt reflektieren zu können und eine gewisse »Absicherung« zu haben. Das war ein guter Schritt. Ich habe früher zu Beginn der Mediationen sehr ausführlich das Verfahren geschildert, das mache ich inzwischen deutlich zügiger, um die Anliegen der Medianten schnell in den Mittelpunkt zu rücken.
Mediation aktuell: Wie kommen Sie an Fälle? (Datenbanken? Persönl. Empfehlungen? Berufl. Kontext?) Was ist aus Ihrer Sicht das erfolgreichste Vorgehen in der Akquise?
Zurmühl: In erster Linie über das Internet und über Empfehlungen/Weitersagen der Medianten. Beharrlichkeit nach Erstkontakten, Nach-Betreuung durch (nicht aufdringliche) Nachfragen. Nützlich sind auch eigene Vorträge (Urania/ Volkshochschulen/ Kirchen/ Universitäten/ Weiterbildungsinstitutionen).
Mediation aktuell: Gibt es etwas, das Sie Mediatoren, die über eine Selbstständigkeit nachdenken, mit auf den Weg geben möchten?
Zurmühl: Man muss neben der Qualifikation in der Mediation auch den eigenen »Auftritt« beherrschen und sich nicht scheuen, evtl. entsprechende Weiterbildungen zu Körpersprache z.B. zu besuchen. Weiterhin ist eine eigene Praxis als wirtschaftliches Unternehmen in allen (steuerlichen etc.) Aspekten zu planen mit langem zeitlichem Atem ohne Nachlassen der Energie. Werbende Flyer, evtl. Anzeigen in Zeitungen und Internet sind zu empfehlen. Eigene Website ist ein Must.
Mediation aktuell: Haben Sie ein persönliches Motto oder Lieblingszitat, das Sie begleitet?
Zurmühl: »Sieh überall mit deinen eigenen Augen. Verunstalte nichts: beschönige nichts. Wie die Folgerungen fließen, so laß sie fließen. Hemme ihren Strom nicht; lenke ihn nicht.« Gotthold Ephraim Lessing 1763
Sabine Zurmühl M.A., Mediatorin (BAFM)
Quellberuf / andere Ausbildungen: Germanistin, Journalistin